Jedes Mal, wenn Mascha und ich auf unser Jahr zurückblicken oder uns Fotos anschauen, können wir es nicht fassen, was für eine unvergessliche und so unfassbar wertvolle Zeit hinter uns liegt. Dass ich nach dem Abi ein Jahr in Israel verbringen möchte und mich sozial engagieren will, war mir schon immer klar und als ich dann auf das Programm vom DIFD gestoßen bin, stand für mich alles fest. Nach dem Vorbereitungsseminar, welches uns so gut es ging auf die Arbeit in den Einrichtungen und das Leben in Israel vorbereitete, stand unserem Abenteuer nichts mehr im Wege. 10 unglaubliche Monate mit meiner besten Freundin im Kibbuz, Givat Brenner konnten somit beginnen.
Untergebracht wurden wir in einer süßen Hütte, in welcher Mascha und ich uns ein Zimmer teilten, einige Minuten zu Fuß von unserer Einrichtung entfernt. Generell war gefühlt alles in dem Kibbuz nur einige Minuten voneinander entfernt. Für mich als Großstadtkind war der Umzug in eine (für meine Verhältnisse) Naturoase mit circa 2000 EinwohnerInnen eine befreiende und einzigartige Erfahrung. Der Ort ist geprägt von Ruhe, Frieden und Harmonie und das hat nicht nur meinen Alltag und mein Wohlbefinden beeinflusst, sondern auch die Arbeit.
Gearbeitet habe ich in einem von den zahlreichen Hostels der „Alut“-Organisation, welche Menschen mit Autismus in ihrem Alltag begleiten und unterstützen. Da ich schon davor etwas Hebräisch konnte, wurde ich in ein Haus eingeteilt, in welchem die „Friends“ (so nennen wir die Bewohner dieser Einrichtungen) auf kognitiver und physischer Ebene entwickelter waren, als in dem zweiten Haus. Was soll ich sagen? Mit dem ersten Schritt, den ich in dieses Haus setzte, begann für mich eine Reise, auf welcher ich viel über mich selbst erfahren konnte, über mich hinauswuchs und vor allem Friends fürs Leben gewonnen habe. Die 14 Friends welche ich an fünf Tagen die Woche 35 Stunden lang begleitet habe, erwärmten Tag für Tag mein Herz. Und so entwickelte sich die Arbeit zu einer Leidenschaft, welche meine Gedanken weit über meine Arbeitszeit hinaus geprägt hat. Zu meinen Aufgaben gehörten Hilfeleistung beim Duschen, Umziehen und Kochen, Putzen, Spazieren sowie die Unterstützung bei der Durchführung von Freizeitbeschäftigungen (Backen, Reiten, Sport, Basteln, Musik). Natürlich war die Zeit aber auch herausfordernd, da es sowohl Tage gab, die sehr stressig waren, an denen die Friends auch mal schwierige Phasen hatten, als auch Tage, an denen die Arbeit etwas langweilig, eintönig und unterfordernd war. An solchen Tagen war es umso wichtiger, dass ich mit einem großartigen Team zusammengearbeitet habe, welches mich sehr herzlich aufgenommen hat. Und nicht nur meine KollegInnen begegneten mir mit Wärme und Offenheit, sondern so gut wie alle Menschen, denen ich begegnet bin.
Selbstverständlich ist das Reisen in diesem Jahr auch nicht zu kurz gekommen. Sei es ein Kurztrip nach Jordanien, ein Abstecher in Tel Aviv, den Golanhöhen, Jerusalem, einem Festival in der Wüste und vielem mehr – die Wochenenden und freien Tage haben wir intensiv genutzt. Da die öffentlichen Verkehrsmittel (wenn sie dann mal kommen ?) sehr preiswert sind und wir monatlich etwas Taschengeld und Lebensmittel von unserer Einrichtung erhielten, überlebte auch das Portemonnaie dieses Auslandsjahr, auch wenn einem die Preise im Supermarkt erstmal die Sprache verschlagen.
Die Seminare in Israel, welche alle zwei Monate in Haifa stattfanden und uns sowohl Israels Geschichte, Politik, Kultur und Gesellschaft, als auch die Möglichkeit zum Austausch mit zahlreichen Freiwilligen aus Deutschland bot, waren eine sehr angenehme Abwechslung zum Arbeitsalltag.
Bekitzur (kurzgesagt): wenn du deine „Comfort Zone“ verlassen möchtest, ein Jahr deines Lebens einer sinnvollen und herzerwärmenden Tätigkeit widmen möchtest und bereit bist Neues zu sehen und zu lernen, dann ist der DIFD genau das richtige für dich!