Ich befinde mich zurzeit im fünften Monat meines Freiwilligendienstes im Ahava Jugenddorf. Ahava ist eine Einrichtung für gefährdete Kinder und Jugendliche. Sie kommen aus komplizierten Familienverhältnissen, haben finanzielle oder psychische Schwierigkeiten. Aufgeteilt sind die ca. 200 Kinder in Familiengruppen von jeweils 12-14 Kindern. Meine Aufgabe ist es, die zwei Sozialarbeiter meiner Gruppe bei der Betreuung zu unterstützen.

Dazu gehört vor allem den Kindern, die meist emotional vernachlässigt wurden, Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität zu geben. Ich helfe persönliche oder Alltagsprobleme zu bewältigen. Vor allem diejenigen, denen die Betreuer aufgrund der Anzahl an Kindern leider nur weniger Aufmerksamkeit schenken können. Außerdem möchte ich den Kindern zeigen, dass ein gutes Zuhause mit Zuneigung und Spaß gefüllt sein sollte. Zusätzlich muss ich ihnen beibringen, wie man in einer Gruppe lebt, in der jedes Mitglied die Regeln einhalten muss, Pflichten hat und die Konsequenzen für sein Fehlverhalten tragen muss.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist das Erlernen von Sprachen. Als deutsche Freiwillige ist es natürlich am Anfang schwer Kindern beiseite zustehen, mit denen man sich nur schwer verständigen kann. Aus diesem Grund ist es ein essenzieller Bestandteil der Arbeit Hebräisch zu lernen. Trotzdem können die Kommunikationsschwierigkeiten dazu beitragen, den älteren Kindern Englisch beizubringen. Die auffälligeren Kinder müssen außerdem ständig betreut werden.

Abgesehen von der neuen Sprache, habe ich auch erfahren wie es ist, eine Bindung zu Kindern und Kollegen aufzubauen, ohne dass man sich gegenseitig versteht. Ich habe gelernt den Charakter und die Gefühlslage eines Menschen ohne Worte kennenzulernen und dementsprechend darauf einzugehen. Da ich konstant mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen umgeben bin, habe ich auch begonnen zu erkennen, dass viele Verhaltensweisen, teils sehr trivial, eine tiefere Ursache haben und dass auch mit kleinen Dingen sensibel umgegangen werden muss. Ich selbst konnte auch Kraft daraus schöpfen, mit solchen Situationen fertiggeworden zu sein. Vor allem haben mir die Kinder aber gezeigt, dass eine Umarmung und die einfache Frage, warum man denn schon gehen müsse, mehr sagen kann, als eine stundenlange Unterhaltung und die Freude, wenn man aus dem Urlaub wiederkommt oder am Wochenende spontan zum Abendessen kommt, bestätigt mir jedes Mal wieder wie wichtig man im Leben der Kinder ist.

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